Kein Prunk, keine Wolkenkratzer und kein Verkehrslärm: Wer das historische Al Fahidi Viertel im Herzen Dubais besucht, wird die arabische Metropole von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Enge, verwinkelte Gassen, traditionelle Windtürme und niedrig gebaute Lehmhäuser dominieren das Bild der sogenannten Al Bastakiya. Vor über 100 Jahren von Einwanderern aus dem Iran gegründet, hat sich der Stadtteil in unmittelbarer Nähe zum Dubai Creek mittlerweile in ein beliebtes Kunst- und Kulturviertel mit Museen, Galerien, Cafés und Kulturzentren verwandelt. Dabei stand das Viertel in den 1990er Jahren beinahe vor dem Abriss, was letztendlich ein prominenter Prinz verhindern konnte. Wir haben uns in unserem DubaiBLOG etwas genauer im Al Fahidi Viertel umgesehen…
Es ist sehr ruhig und fast schon menschenleer, als wir am frühen Mittag durch das Altstadtgewirr von Dubai schlendern. Die Sonne brennt, doch zum Glück ist es im Schatten entlang der hellen Lehmfassaden angenehm kühl. Schon die ersten Siedler haben gewusst, wie Sie mit den hohen Temperaturen vor Ort umzugehen hatten. Die enge und dichte Bebauung hat kleine, windige Gassen entstehen lassen. Mithilfe von Windtürmen in den Häusern konnte der Wind „eingefangen“ werden. Die sogenannten Barajeel funktionieren wie ein natürlicher Ventilator und leiten frische Luft in alle Räume. Für den Bau dieser natürlichen Klimaanlagen sind Einwanderer aus Bastak im Iran verantwortlich gewesen, die um das Jahr 1890 nach Dubai eingewandert sind. Deswegen ist der Stadtteil auch als Al Bastakiya bekannt.
Obwohl das Stadtviertel vor über 10 Jahren renoviert worden ist, ist das architektonische Erbe dieser Zeit immer noch gut sichtbar: Die Häuser bestehen aus Gips, Stein, Muscheln, Kalkstein, Teak-, Palm- und Sandelholz und verkörpern eindrücklich das Leben in Dubai vor dem Ölboom. In den 1990er Jahren plante jedoch der damals regierende Scheich den Abriss des Al Fahidi Viertels. Doch das Viertel hatte einen prominenten Fürsprecher: Kein geringerer als Prinz Charles von England soll sich während seines Dubai-Besuchs für den Erhalt des Stadtteils eingesetzt haben.
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Jetzt günstig buchen open_in_newDie schmalen Straßen führen immer wieder an kleinen, schmuckvollen und einladenden Plätzen vorbei. Diese sind mit Bäumen, Palmen, bunten Sträuchern und Sitzgelegenheiten ausgestattet und bieten eine optimale Gelegenheit für ein entspannendes Päuschen. An vielen Hauswänden sind moderne Street Art Gemälde zu finden und auf den Plätzen sieht man des Öfteren abstrakte Skulpturen. Die Kunstwerke sind Ausstellungsstücke der Sikka Art Fair, die alljährlich im Rahmen der Dubai Art Season stattfindet und Arbeiten junger emiratischer Künstler zeigt. Beim Gang durch Al Bastakiya entdecken wir eine Vielzahl an charmanten Cafés, Handwerksläden, Galerien und Museen, die kostenfrei oder für wenig Geld zu besichtigen sind. Darunter zählt das Coffee Museum, das Coin Museum oder die Architectural Heritage Society. Hinweisschilder zu sehenswerten Einrichtungen im Viertel erleichtern die Orientierung.
Zum Mittag erwartet uns ein besonderes Highlight im Al Fahidi Viertel. Wir sind zum Cultural Lunch im Sheikh Mohammed Centre for Cultural Understanding (SMCCU) verabredet. In einem traditionellen Windturmhaus untergebracht, möchte das SMCCU die Kultur, Religion und Tradition der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) den Besuchern näherbringen und mit ihnen in einen offenen Dialog treten. Ganz nach dem Motto der Organisation – open doors.open minds. In einem schönen offenen Raum nehmen wir reihum auf flachen Beduinenkissen Platz, während vor uns auf riesigen Essensplatten viele landestypische Gerichte wie Lamm Machboos, Chicken Biryani, vegetarische Gerichte und Datteln ausgebreitet sind. Der Moderator des Cultural Lunch Ahmed Al Jafflah begrüßt alle Gäste und stellt zuerst die Essensrituale der Emiratis vor. Währenddessen bekommen wir zum Auftakt einen leckeren Kaffee mit Kardamom und Safran serviert. Emiratis essen traditionell nur mit drei Fingern der rechten Hand, die linke gilt als unrein. Die Besucher bekommen die Gerichte jedoch auf Tellern und Besteck gereicht.
Nach dem Essen beginnt eine offene Fragerunde zu den Themen kulturelle Traditionen, religiöse Bräuche oder die Stellung von Mann und Frau. Dabei treten erstaunliche Erkenntnisse zu Tage, die das ein oder andere Vorurteil über Verhaltensweisen und Einstellungen von Emiratis widerlegen. So gilt in den VAE ein neues Gesetz, das Frauen gleiche Löhne wie Männern garantiert. Auch was die Kleidung betrifft, gibt es Überraschungen: Das weit verbreitete schwarze Übergewand von Frauen – die Abaya – wurde ursprünglich von iranischen Einwanderern in die VAE importiert. Für Frauen gibt es jedoch auch farbige Kleidungsstücke mit vielen ziervollen Stickereien. Sowohl weibliche und männliche Gäste dürfen im Rahmen des Cultural Lunch traditionelle Gewänder anprobieren und selbst gemachte Parfüms testen und sich dabei wie ein echter Emirati fühlen. Die Veranstaltungen des SMCCU sind sehr aufschlussreich, humorvoll verpackt und in jedem Fall absolut lohnenswert. Neben diversen Essensveranstaltungen im Al Fahidi Viertel bietet das SMCUU noch weitere spannende Führungen, z.B. am Dubai Creek oder in der Jumeirah Moschee an. Die Cultural Meals sind ab ca. 30 € unter www.cultures.ae buchbar.
Wer auf das Essen im SMCUU verzichten möchte, der findet auch andere empfehlenswerte Speisemöglichkeiten. Allen voran ist hier das Arabian Tea House zu nennen, das fast schon zum Pflichtprogramm eines Aufenthaltes in Dubai zählt. Hier erlebt und schmeckt man klassische, arabische Mahlzeiten in authentischem Ambiente mit einer wunderschönen Hinterhofterrasse und freundlichem, zuvorkommenden Service. Im Beisein von sanftem Vogelgezwitscher und gemütlichen Korbsesseln im Schatten der vielen Bäume können Gäste hier ein üppiges Mahl kosten oder auch nur eine kleine Pause mit einem Glas Tee oder der erfrischenden Minzlimonade gönnen. Wem danach noch der Sinn für Kunst steht, kann in der angrenzenden The Majlis Gallery in einem bezaubernden Hinterhof moderne Werke internationaler Künstler begutachten. Auch abends ist der Besuch des Al Fahidi sehenswert, das Viertel verwandelt sich dann in atmosphärisches Licht und in den Gassen ist es angenehm warm.
Das Al Bastakiya liegt in Bur Dubai in der Nähe des Dubai Creek. Von der Al Fahidi Metro Station (grüne Metrolinie) sind es knapp 10 Minuten zu Fuß bis zum Eingang des historischen Stadtviertels. Alternativ kann das Viertel von der Deira Seite mittels einer Abra und einem Fußweg von 15 Minuten erreicht werden. Der Eintritt ist gratis, Galerien sind von 10-18 Uhr geöffnet, Cafés und Restaurants meistens von 7-22 Uhr.